Scottie
Gast
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Unfall-Geschichte von anno 2003 |
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Eine wahre Begebenheit
Ich und meine liebe Frau wohnten einige Tage bei einem Schweizer Kollegen etwas ausserhalb von Korat und beschlossen, ein Restaurant in der Nähe zu besuchen.
Wohlgemutes entschieden wir zwei uns, die Strecke zu Fuss zu bewältigen, um etwas Bewegung zu haben und die Umgebung etwas zu beaugapfeln. Nach einigen Minuten erreichten wir eine Hauptstrasse und liefen brav und korrekt am äusseren Strassenrand in Richtung der Restaurants, schon mit leisem Knurren im Magen, und freuten uns auf ein entspannendes Abendmahl.
Meine Fressgedanken wurden aber jäh unterbrochen !
Urplötzlich tauchte ein Motorrad direkt vor uns auf !....Ohne Licht !! Es fuhr genau auf uns zu und im Bruchteil einer Sekunde lag meine Frau im Strassengraben und fiel noch fast in den sickernden Tümpel unten im Graben ! Mich erwischte das Geschoss nur leicht an der Hand.... alles geschah so schnell, dass ich wegen der Dunkelheit meine Frau als verschwunden wähnte ! Der Fahrer des Motorrades (er war leider heillos betrunken)) kutschierte scheinbar seine Frau, schräg auf dem Rücksitz hockend, durch die Gegend und merkte nicht, dass die Sonne sich schlafen gelegt hatte. ...oder funktionierte doch tatsächlich das Licht am Motorrad nicht ? Das hätte mich aber schon sehr überrascht :-)...Nun, Spass beiseite, das Zweirad stürzte nach dem Aufprall und schlitterte einige Meter weit. Meine Frau hatte sich zwischenzeitlich wieder aufgerappelt und klagte über Schmerzen im Bauch. Der Fahrer, (erstaunlicherweise mit Helm, welcher aber nicht befestigt war, er lag nach dem Sturz 2 Meter weg) blieb wie tot liegen, während seine Frau laut schreiend und jammernd am Boden hockte. Der Mann blutete am Kopf und wirkte wirklich wie tot. Lieber Gott, dachte ich, als Falang werde ich nun wohl zur Kasse gebeten, die Polizei wird mir vielleicht zum Vorwurf machen, ich sei auf einer Hauptstrasse zu Fuss unterwegs und habe den Verkehr behindert.....oder so ähnlich.
Da reger Verkehr herrschte, sah uns bald ein Taxifahrer ( unser Winken zeigte Wirkung) und telefonierte für Hilfe.
Nein, ein Krankenwagen kam keiner, dafür war der Polizeiwagen wie der Blitz zur Stelle. Dies ein Pick-Up mit enger Fahrerkabine.
Die Polizisten stiegen also aus und taten folgendes: Der zum Glück noch lebende Motorradfahrer wurde an Füssen und Oberkörper gepackt und mit Schwung aufgeladen. Hätte der Mann eine Rückenverletzung gehabt, würde er jetzt wohl im Rollstuhl sein Leben fristen.....Meine Wenigkeit und auch meine Frau wurden in ein zweites Polizeiauto gebeten, (ebenfalls ein Pick-Up) das beschädigte Motorad wurde, wie der Verletzte beim anderen Wagen, auf die Ladefläche gelegt und ab gings auf's Polizeirevier. Dort wurden wir befragt. Aber man denke nicht, dies geschah wie man es vielleicht bei uns erwarten würde.....Jedenfalls wurde der Sachverhalt kurz geschildert. Ob jemand alkoholisiert war, (ich hätte ja auch betrunken sein können) wurde nicht einmal erwähnt und meine Aussage über den besoffenen Fahrer wurde schweigend zur Kenntnis genommen. Auf dem Revier wurden wir in einen düsteren bis dunklen Hinterhof geführt. Dort lagen etwas 30 demolierte Motorräder, beleuchtet mit einer altersschwachen Pfunzel. Nun hatten wir den Auftrag, die Unfallmaschine zu identifizieren. Dies war erstens unmöglich (man sah kaum die Hand vor Augen) und zweitens sah ich den Sinn dahinter nicht......
Nach dieser gewissenhaften Befragung (ein Schuldiger wurde nicht gesucht und Alkohol wurde nicht erwähnt) wurden wir ins Spital gefahren, da meine Frau einen recht harten Zusammenprall hinter sich hatte und über Bauchschmerzen klagte. Da die "guten" Krankenhäuser angeblich überlastet seien (wohl wegen Unfällen ?), wurden wir in eine Art "Staatskrankenhaus" gebracht, Da musste ich zuerst einmal leer schlucken !! Ich möchte hier die Details nicht erwähnen, aber es war eher schockierend. Rostige Bahren, Blutflecke auf dem Boden, Gestöhn aus einem Behandlungsraum und eine Warteschlange bei der Medikamentenausgabe.
Ein Arzt kam (er sprach einige Worte englisch) und untersuchte meine angeschlagene Frau. An 4, 5 Orten mit dem Finger gedrückt (Tut's hier weh ?....und hier ?....) wurden wir mit 3 verschiedenen Pillensorten entlassen. Die Behandlung kostete inkl. "Untersuchung" keine 100 Baht !
Ja, und wen trafen wir dann in der Eingangshalle ? Den wankenden, von seiner Frau gestützten Bruchpiloten des Motorrades ! Kopf eingewickelt und hinkend. Die Frau trat auf uns zu und erkundigte sich nach unserem Befinden. Immerhin ! Eine Geste des Schuldgefühls ?
Nun, der Apetit war uns nun vergangen und wir wollten nach Hause. Vor dem Krankenhaus standen einige Tuk-Tuk, mit mehrheitlich dösenden Fahrern. Also bestiegen wir eines und wurden, mit etwas unsicherem Gefühl im Magen, nach Hause gefahren. Der immer noch leicht dösende Fahrer machte seinem Ruf alle Ehre und fegte um die Ecken wie ein Rennfahrer. Es war ein weiteres kleines Abenteuer ! Aufgewühlt aber glücklich dass nichts Schlimmeres passiert war, erreichten wir schliesslich das Haus meines Schweizer Kollegen und vertagten das Abendmahl auf morgen.
Und die Moral von der Geschicht ?
Man fahre nicht besoffen und möglichst mit Licht !
oder
Man spaziere auf thailändischen Hauptstrassen nicht !  |
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